Dinharder Chronik – 2013

Du weisst nur, wohin du gehst, wenn du erfahren hast, woher du kommst.

Das Projekt

1997 waren wir nach Dinhard gezogen und erfuhren, dass an der Stelle, wo unsere Überbauung errichtet wurde, eine gewaltige Lagerscheune für Kartoffeln gestanden hatte. Offenbar eine Fehlkonstruktion, denn damit verbunden war eine penetrante Geruchsemission von faulenden Kartoffeln, die ihresgleichen suchte.

Wir waren jedenfalls mit offenen Armen im Dorf herzlich willkommen geheissen, lebten uns in Kürze ein und fühlten uns schon bald mit dem Dorf verbunden, nicht zuletzt dank der Teilnahme am Vereinsleben. Wir lernten bald, dass es Dinert und keinesfalls Dienert hiess. Unsere beiden Töchter durften in dieser «heilen Welt» aufwachsen und waren beide überzeugt, niemals von hier wegzuziehen…

So war ich natürlich sofort Feuer und Flamme, als ich davon erfuhr, dass eine Chronik geschrieben werden sollte. Einen Beitrag dazu beizusteuern hiess für mich, noch mehr über das Dorf, über seine Geschichten und die Menschen, die es prägten, zu erfahren – Insiderwissen sozusagen ?

https://youtu.be/d8pnjqiFjOQ

Die Mitwirkenden

Der Gemeinderat, vertreten durch Ruedi Walther, hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Dorfchronik zu erstellen. Als ich als Gestalterin dazustiess, war die Autorengruppe schon mitten im Thema vertieft. Viele Vorarbeiten, Recherchen etc. waren schon gemacht und eine grobe Vorstellung von Umfang und Gliederung war bereits vorhanden.

Mit Werner Schmid, dem langjährigen Gemeindeschreiber, hatten wir einen erfahrenen Projektleiter. Insbesondere die Gemeindeorganisation, -strukturen und Ortsentwicklung waren bei ihm gut aufgehoben. Er verfügte über ein enormes Wissen über das Dorf – vom Schneeräumen mit Pferden über nächtliche Gemeinderatssitzungen bis zu einer geplanten Betonfabrik.

Werner Edelmann betreute als Unternehmer das Kapitel Gewerbe und brachte interessante Geschichten zu Papier, angefangen von der Ziegelei, der Obstverwertung über Getreidemühlen, Kiesabbau und Transportunternehmen bis hin zu Gärtnereien und diversen Kleinbetrieben – ein erstaunlich vielfältiges Angebot in diesem kleinen Dorf.

Gabriela Gnoinski konnte als Sekundarlehrerin im wahrsten Sinn des Wortes aus der Schule plaudern und widmete sich auch dem Kapitel zur Dorfgeschichte, das sie in die Tiefen von verstaubten Kellern und Archiven führte. Ihre wichtigsten Beutestücke: der Backenzahn eines Mammuts und eine reich verzierte Urne aus einem Grab bei der Riedmühle, aber auch unzählige Hufeisen aus dem 18. Jahrhundert, als das Weinland Kriegsschauplatz war und sich hier Franzosen, Österreicher und Russen gegenüberstanden. Daneben nahm sich Gabriela Gnoinski auch der Geschichte der Bibliothek an und spürte Ceporinus, dem Kirchenpatron, nach.

Sigrid Gratz ihrerseits stürzte sich auf das Thema Dorfleben und führte viele spannende Interviews mit Dorforiginalen und setzte sich mit dem lebhaften Vereinsleben des Dorfes auseinander. Ausserdem beschäftigte sie sich mit der Ortsentwicklung, welche durch den Bau der Eisenbahnlinie Winterthur-Etzwilen-Singen und die Eröffnung einer Poststelle geprägt waren.

Heiko Hammann widmete sich als ehemaliger Lehrer an der Landwirtschaftlichen Schule den Themen Landwirtschaft und ­Genossenschaften. Dass noch Mitte des letzten Jahrhunderts ein Pflug mit Pferden gang und gäbe war und das ganze Tal mit einem Netz Drainagerohren für die Entwässerung durchzogen ist, wissen wahrscheinlich nur die wenigsten. Als fleissiger Kirchgänger übernahm Heiko Hammann auch gerne das Kapitel zur Kirche.

Hanspeter Bärlocher betreute als begeisterter Amateurfotograf das umfangreiche Fotoarchiv und digitalisierte Tausende von Fotos. Ein Grossteil stammte aus seiner eigenen Sammlung und er war auch immer zur Stelle, wenn ich eine spezielle Aufnahme benötigte. Es ergab sich eine enge Zusammenarbeit. Leider ist Hanspeter Bärlocher kurz nach Erscheinen der Chronik seinem Krebsleiden erlegen.

Gedanken zum Layout

Gefragt war ein gut lesbares, reich bebildertes Werk, das die Menschen in den Mittelpunkt stellt, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit. Ein frisches, modernes Layout bot sich an.

Die Kapitel-Seiten gestaltete ich jeweils mit einem formatfüllenden Bild und einer grosszügigen Titelzeile, die über den Falz auf die rechte Seite hinüber reicht. Jedes Kapitel hat eine seine eigene Farbe, die sich im Titel und Fussbereich sowie in als Abtönung in den Schwarzweiss-Fotos wiederfindet.

Den unteren Bereich reservierte ich für Bildlegenden, um den Text zu beruhigen. Die Titel sowie der untere Teil des Einbands stehen in einem warmen Weinrot – auch als Hinweis auf das Weinland gedacht.

Den Zeitplan einzuhalten war für mich bei so vielen Autoren eine echte Herausforderung, denn ich selber stand ja wie immer am Ende des Prozesses und musste Zeit für die Einarbeitung der Korrekturen aus diversen Überarbeitungen und die Aufbereitung für den Druck einrechnen.

Doch es klappte schliesslich und wir freuen uns noch heute über das gelungene Gemeinschaftswerk, das wir nach insgesamt drei Jahren intensiver Arbeit in den Händen halten durften. Hier sehen Sie es in seiner vollen Grösse:

Dinhard ist nicht nur ein beliebtes Wandergebiet. Auch seine Vergangenheit birgt eine erstaunliche Menge an Schätzen, die es wert sind aufgespürt zu werden.

Diese Chronik ist das Ergebnis einer Entdeckungsreise durch verstaubte Archive und vergessene Fotoalben. Sie wird ergänzt durch Erinnerungen, die bei Gesprächen wieder auflebten, und eine Vielzahl aktueller Bilder.

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